Angst und Panikattacken Kindern erklären
Wie Sie Ihren Kindern altersgerecht helfen zu verstehen, was mit Mama oder Papa los ist - und wie die ganze Familie gestärkt werden kann.
Warum ehrliche Kommunikation wichtig ist
Wenn ein Elternteil unter Angst und Panikattacken leidet, spüren Kinder instinktiv, dass etwas nicht stimmt. Geheimniskrämerei kann zu mehr Verunsicherung führen als eine altersgerechte, ehrliche Erklärung.
Grundprinzipien für alle Altersgruppen
- Ehrlichkeit in altersgerechter Sprache
- Betonung: "Es ist nicht deine Schuld"
- Sicherheit vermitteln: "Du bist geliebt und beschützt"
- Hoffnung geben: "Es wird behandelt und wird besser"
Altersgerechte Erklärungsansätze
Kleinkinder (3-6 Jahre)
Einfache Erklärung:
"Manchmal wird Mama/Papa ganz aufgeregt im Körper, auch wenn alles okay ist. Das Herz schlägt dann schnell und ich muss tief atmen. Das geht wieder weg, und es ist nicht gefährlich."
Hilfreiche Vergleiche:
- "Wie wenn du Angst vor einem Monster hast, aber es ist gar keins da"
- "Der Körper übt manchmal Schreck, auch wenn er nicht gebraucht wird"
- "Wie ein Feueralarm, der angeht, obwohl kein Feuer da ist"
Grundschulkinder (7-11 Jahre)
Detailliertere Erklärung:
In diesem Alter können Sie erklären, dass es sich um eine Krankheit handelt, die im Gehirn sitzt und die behandelt werden kann. Verwenden Sie Begriffe wie "Symptome" und "Behandlung".
Was Sie erklären können:
- Angst ist ein normales Gefühl, manchmal ist es aber zu stark
- Es gibt Ärzte und Therapeuten, die dabei helfen
- Medikamente können helfen, genau wie bei anderen Krankheiten
- Viele Menschen haben das, und es ist behandelbar
Jugendliche (12+ Jahre)
Umfassende Aufklärung:
Jugendliche können eine vollständige Erklärung über Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und die Rolle der Familie verstehen.
Wichtige Gesprächsthemen:
- Neurobiologie von Angststörungen
- Behandlungsoptionen und deren Wirkungsweise
- Wie sie als Familie member helfen können
- Eigene Gefühle und Sorgen besprechen
- Präventionsstrategien für sie selbst
Häufige Kinderreaktionen und Umgang
Typische Reaktionen je nach Alter:
- Kleinkinder: Klammern, Rückschritte in der Entwicklung, Schlafprobleme
- Grundschulkinder: Sorgen um die Gesundheit der Eltern, Schuldgefühle
- Jugendliche: Scham, Wut, Überverantwortung oder Rückzug
Hilfreiche Reaktionen der Eltern:
- Validierung: "Ich verstehe, dass dich das beschäftigt"
- Beruhigung: "Du kannst nichts dafür, und du kannst es nicht 'reparieren'"
- Routine beibehalten: Struktur gibt Sicherheit
- Qualitätszeit: Bewusst Zeit für das Kind einplanen
- Professionelle Hilfe: Bei anhaltenden Problemen
Praktische Strategien für den Familienalltag
Wenn eine Panikattacke auftritt:
Bereiten Sie Ihre Kinder darauf vor, wie sie reagieren können:
- Für Kleinkinder: "Mama braucht jetzt Ruhe. Du kannst hier spielen oder zu Oma gehen"
- Für Größere: "Wenn Mama/Papa eine Panikattacke hat, helft ihr am besten, wenn ihr ruhig bleibt und bei euren Sachen bleibt"
- Für Jugendliche: Sie können lernen, bei Atemübungen zu helfen oder Notfallkontakte zu rufen
Familienregeln entwickeln:
- Offene Kommunikation: Jeder darf Fragen stellen
- Keine Geheimnisse über die Erkrankung
- Regelmäßige Familiengespräche
- Jeder hat das Recht auf eigene Gefühle
- Professionelle Hilfe holen ist normal und okay
Die Rolle der Kinder - Grenzen setzen
Wichtig: Kinder sind nicht verantwortlich
Kinder sollen und können nicht die Rolle eines Therapeuten, Helfers oder Problemlösers übernehmen. Achten Sie darauf, dass Kinder ihre Kindheit leben können.
Was Kinder NICHT tun sollen:
- Sich verantwortlich für die Heilung der Eltern fühlen
- Ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen
- Erwachsenenrollen übernehmen
- Geschwister "beschützen" müssen
- Geheimnisse für die Familie hüten
Was Kinder tun können:
- Ihre Gefühle ausdrücken
- Verständnis zeigen ohne zu "helfen"
- Normale Kinder-Aktivitäten beibehalten
- Bei Sorgen mit vertrauenswürdigen Erwachsenen sprechen
- Stolz auf die Familie sein, die Hilfe sucht
Unterstützung für Kinder organisieren
Professionelle Hilfe für Kinder:
- Kinderpsychologie: Bei eigenen Ängsten oder Verhaltensauffälligkeiten
- Schulberatung: Information der Schule bei Bedarf
- Familientherapie: Gemeinsame Sitzungen zur Stärkung der Familie
- Kindergruppen: Gruppen für Kinder psychisch kranker Eltern
Soziales Umfeld informieren:
- Vertrauenswürdige Verwandte einweihen
- Enge Freunde der Familie informieren
- Notfallkontakte für Kinder organisieren
- Lehrer bei Bedarf diskret informieren
Ressourcen und weiterführende Hilfe
Bücher für Kinder (altersgerecht):
- Bilderbücher über Gefühle und Angst
- Geschichten über Familien mit besonderen Herausforderungen
- Selbsthilfebücher für Jugendliche
Online-Ressourcen:
- Websites mit kindergerechten Erklärungen
- Videos über Angststörungen für verschiedene Altersgruppen
- Foren für betroffene Familien
- Apps mit Entspannungsübungen für Kinder
Unterstützungsgruppen:
- Selbsthilfegruppen für Angehörige
- Kindergruppen in therapeutischen Einrichtungen
- Online-Communities für betroffene Familien
- Familienzentren mit speziellen Angeboten
Wichtiger Hinweis
Diese Informationen ersetzen keine professionelle Beratung. Wenn Sie Sorgen bezüglich der Auswirkungen auf Ihre Kinder haben oder Ihre Kinder selbst Verhaltensauffälligkeiten zeigen, suchen Sie kinderpsychologische Hilfe oder Familientherapie auf.