Benzodiazepine bei Angst
Kompletter Leitfaden zu Benzodiazepinen - Wirkung, Risiken, Abhängigkeitspotenzial und sicherem Umgang.
⚠️ Wichtiger Sicherheitshinweis
Benzodiazepine haben ein hohes Abhängigkeitspotenzial. Eine Abhängigkeit kann bereits nach 2-4 Wochen regelmäßiger Einnahme entstehen. Diese Medikamente sollten nur kurzfristig und unter strenger ärztlicher Kontrolle eingenommen werden.
Was sind Benzodiazepine?
Benzodiazepine sind schnell wirksame Medikamente gegen Angst und Panik. Sie verstärken die Wirkung des Botenstoffs GABA im Gehirn und führen so zu einer beruhigenden, angstlösenden und muskelentspannenden Wirkung. Trotz ihrer Effektivität bergen sie erhebliche Risiken.
Wirkungsprofil von Benzodiazepinen
Häufig verschriebene Benzodiazepine
Lorazepam (Tavor®) - Am häufigsten verordnet
Dosierung & Anwendung:
- • Akute Panik: 0,5-1 mg bei Bedarf
- • Regelmäßig: 0,5-2 mg täglich
- • Maximum: 4 mg täglich
- • Einnahme: Mit oder ohne Essen
Eigenschaften:
- • Halbwertszeit: 10-20 Stunden
- • Mittleres Abhängigkeitsrisiko
- • Gut bei Panikattacken
- • Weniger sedierende Wirkung
Abhängigkeitswarnung: Bereits nach 10-14 Tagen täglicher Einnahme können Toleranz und erste Entzugssymptome auftreten.
Alprazolam (Xanax®) - Höchstes Abhängigkeitsrisiko
Dosierung:
- • Start: 0,25-0,5 mg 2-3x täglich
- • Panikstörung: 1-3 mg täglich
- • Maximum: 6 mg täglich
- • Retardform verfügbar
Besonderheiten:
- • Halbwertszeit: 6-12 Stunden
- • Sehr schneller Wirkungseintritt
- • Höchstes Suchtpotenzial
- • Schwere Entzugssymptome
Extreme Vorsicht: Alprazolam hat das höchste Abhängigkeitspotenzial aller Benzodiazepine. Entzug kann lebensbedrohliche Krampfanfälle auslösen!
Diazepam (Valium®) - Langwirksam
Dosierung:
- • Akut: 5-10 mg bei Bedarf
- • Angststörung: 2-5 mg 2-4x täglich
- • Maximum: 40 mg täglich
- • Auch als Tropfen und Zäpfchen
Eigenschaften:
- • Halbwertszeit: 20-100 Stunden
- • Lange Wirkdauer
- • Muskelrelaxierende Wirkung
- • Aktive Metaboliten
Abhängigkeitsentwicklung: Zeitlicher Verlauf
Woche 1-2: Therapeutische Wirkung
Optimale angstlösende Wirkung, noch keine Toleranz, geringes Risiko
Woche 3-4: Toleranzentwicklung
Wirkung lässt nach, Dosiserhöhung erforderlich, erste Abhängigkeitszeichen
Woche 5-8: Körperliche Abhängigkeit
Entzugssymptome beim Auslassen, psychische Abhängigkeit beginnt
Ab Woche 9: Vollabhängigkeit
Schwere Entzugssymptome, psychische Abhängigkeit, schwieriges Absetzen
Entzugssymptome und Absetzprobleme
Für eine umfassende Übersicht aller Nebenwirkungen von Angstmedikamenten einschließlich Benzodiazepinen und wichtiger Absetzproblematik, besuchen Sie unseren detaillierten Nebenwirkungsguide.
Körperliche Entzugssymptome
Psychische Entzugssymptome
Sicheres Absetzen: Reduktionsschema
Langsame Dosisreduktion über 8-16 Wochen
Woche | Dosisreduktion | Beispiel Lorazepam | Unterstützende Maßnahmen |
---|---|---|---|
1-2 | 25% | 2 mg → 1,5 mg | Aufklärung, Monitoring |
3-4 | 25% | 1,5 mg → 1 mg | Entspannungstechniken |
5-6 | 25% | 1 mg → 0,75 mg | Psychotherapie beginnen |
7-8 | 25% | 0,75 mg → 0,5 mg | Engmaschige Kontrollen |
9-12 | Langsamer | 0,5 mg → 0,25 mg → 0 | Evtl. stationärer Entzug |
Wechselwirkungen und Kontraindikationen
Gefährliche Kombinationen
Absolut kontraindiziert:
- • Alkohol (Atemdepression!)
- • Opioide (Koma-Gefahr)
- • Schwere Ateminsuffizienz
- • Schlafapnoe-Syndrom
Vorsicht bei:
- • Älteren Patienten (Sturz-Risiko)
- • Schwangerschaft/Stillzeit
- • Leberinsuffizienz
- • Vorherige Suchterkrankung
Alternative Behandlungsstrategien
Sicherere Alternativen zu Benzodiazepinen
Pregabalin (Lyrica®)
Schnell wirksam (1 Woche), geringeres Abhängigkeitsrisiko, 150-600mg täglich
Hydroxyzin (Atarax®)
Antihistaminikum mit angstlösender Wirkung, keine Abhängigkeit, 25-100mg täglich
Promethazin (Atosil®)
Sedierend, angstlösend, für akute Krisen, 25-50mg bei Bedarf
Betablocker (Propranolol)
Für körperliche Angstsymptome, 10-40mg bei Bedarf, keine psychische Abhängigkeit
Patientenerfahrungen: Benzodiazepine-Geschichten
Klaus, 45 - Abhängigkeitsprobleme
Einnahmedauer: 8 Monate"Lorazepam half anfangs perfekt bei Panikattacken. Nach 3 Monaten brauchte ich immer mehr. Absetzen war die Hölle - 6 Wochen stationärer Entzug nötig. Niemals wieder Benzodiazepine!"
Maria, 38 - Kurzzeitanwendung erfolgreich
Einnahmedauer: 2 Wochen"Alprazolam nur 2 Wochen nach Trauma-Ereignis. Sofortige Hilfe, dann auf SSRI gewechselt. Wichtig war die strikte Zeitbegrenzung durch den Arzt."
Jennifer, 29 - Xanax-Abhängigkeit
Einnahmedauer: 1 Jahr"Xanax wurde zur täglichen Routine. 4mg täglich nach einem Jahr. Entzug mit Krampfanfällen. Brauche noch immer therapeutische Hilfe nach dem Absetzen."
Rechtliche und ethische Aspekte
Was Ärzte beachten müssen
Verschreibungspflicht (BtMG):
- • Betäubungsmittelrezept erforderlich
- • Maximale Verschreibungsmenge: 30 Tage
- • Aufklärung über Abhängigkeitsrisiko Pflicht
- • Regelmäßige Therapiekontrollen
Ethische Verantwortung:
- • Alternative Behandlung bevorzugen
- • Strenge Indikationsstellung
- • Zeitliche Begrenzung festlegen
- • Absetzplan von Anfang an
Fazit: Benzodiazepine - Nutzen vs. Risiken
Berechtigte Anwendung
- • Akute Panikattacken (Notfall)
- • Überbrückung bis SSRI wirkt
- • Schwere Angstzustände (max. 2-4 Wochen)
- • Prämedikation vor Eingriffen
- • Alkoholentzug (stationär)
Kontraindikationen
- • Langzeitbehandlung von Angststörungen
- • Vorherige Suchtproblematik
- • Persönlichkeitsstörungen
- • Unkontrollierte Selbstmedikation
- • Als Schlafmittel
Wichtiger Hinweis
Diese Informationen ersetzen keine professionelle medizinische Beratung. Bei anhaltenden Beschwerden suchen Sie bitte einen Arzt oder Psychotherapeuten auf.